Einleitung
Worüber handelt ‘Der Hase mit den Bernsteinen’? Dieses Buch beschreibt die Reise von 264 japanischen Netsuke und den Aufstieg und Fall der Familie Ephrussi. Der renommierte Keramiker Edmund de Waal, ein Nachkomme dieser illustren Familie, verwebt Kunst, Geschichte und persönliche Entdeckungen zu einer bewegenden Erzählung.
Buchdetails
Titel: Der Hase mit den Bernsteinen
Autor: Edmund de Waal
Veröffentlicht: 31. August 2010
Seiten: 368
Genres: Sachbuch, Geschichte, Biografie, Kunst, Memoiren, Japan
Bewertungen: 3.95 (58.681 Bewertungen, 3.809 Rezensionen)
Preis: Kindle 12,99 $
Zusammenfassung von ‘Der Hase mit den Bernsteinen’ von Edmund de Waal
Familienerbe und Kunst
In “Der Hase mit den Bernsteinen” führt Edmund de Waal den Leser in die illustre Familie Ephrussi ein. Einst gehörten sie zu den wohlhabendsten jüdischen Bankdynastien und waren ebenso renommiert wie die Rothschilds. Die Geschichte der Familie reicht ins 19. Jahrhundert nach Paris und Wien zurück, wo sie einen luxuriösen Lebensstil mit Kunst und Kultur führten. Ihr Reichtum und sozialer Status ermöglichten ihnen den Zugang zu einem elitären Kreis, der große Künstler und Schriftsteller umfasste. Doch ihre Pracht stürzte während des Zweiten Weltkriegs zusammen, was sie verstreut und gebrochen zurückließ.
De Waal erbt eine exquisite Sammlung von 264 Netsuke, miniaturhaften Holz- und Elfenbeinfiguren, die das einst großartige Erbe seiner Vorfahren symbolisieren. Jedes Netsuke, sei es ein betrunkener Mönch oder ein schnurrender Tiger, erzählt eine reiche, oft tragische Geschichte. Im Zentrum der Erzählung werden die Netsuke zu einer Linse, durch die die Familiengeschichte entfaltet wird.
Diese kleinen Kunstwerke repräsentieren die schöne und oft haunting Erzählung einer Familie, die Reichtum, Luxus, Verrat und Verlust erlebte. Sie wurden ursprünglich von Charles Ephrussi gesammelt, der sich der Pariser Faszination für die japanische Kultur hingab. Als leidenschaftlicher Kunstsammler stellte Charles seine Bankgeschäfte hintenan, um in die Kunstwelt einzutauchen, wobei er sich mit Impressionisten und Schriftstellern wie Marcel Proust anfreundete. De Waal erzählt, wie diese kleinen Schätze das Gewicht kultureller Bedeutung und familiärer Erbschaften in der Zeit tragen.
Der Aufstieg und Fall der Familie Ephrussi
Zunächst blüht die Erzählung mit opulenten Details über den Lebensstil der Familie Ephrussi auf. De Waal malt ein lebendiges Bild ihres prächtigen Palastes an der Ringstraße in Wien, gefüllt mit unbezahlbaren Antiquitäten und Kunstwerken. Inmitten dieses grandiosen Lebensstils wird sein Urgroßvater Charles mit Bewunderung für sein Engagement für Kunst über das Geschäft dargestellt. Als Kopf der Pariser Zweigstelle der Familie wird seine Entscheidung, Netsuke zu sammeln, signifikant. Die Tradition, den Kindern zu erlauben, mit diesen kleinen Figuren zu spielen, während ihre Mutter sich für extravagante Bälle kleidet – zeigt ein somewhat idyllisches und unbeschwertes Familienleben.
Doch dieses schöne Gewebe beginnt bald zu zerfransen. Mit dem Aufstieg der Nazis und dem Anschluss sieht sich die einst privilegierte Ephrussi mit schrecklichen Konsequenzen konfrontiert. Ihr gesellschaftlicher Status schwindet, da sie Ziele einer turbulenten und gewalttätigen Gesellschaft werden, was einen starren Kontrast zu ihrem früheren luxuriösen Leben bildet. Die Konfiszierung ihres Eigentums, ihrer Kunst, ihres Reichtums und ihrer Identität hebt den tragischen Abstieg der Familie deutlich hervor. De Waal beschreibt einfühlsam den erschütternden Moment, als der Familiensitz durchsucht wird und die Atmosphäre von Eleganz in Verzweiflung umschlägt.
Inmitten dieses Horrors wird eine treue Dienerin, Anna, zum Lichtblick der Hoffnung. Ihre Handlungen retten die Netsuke-Sammlung vor der Konfiszierung durch die Nazis, da sie sie in ihrer Strohmatratze versteckt. Diese Loyalitätsgeste überwindet Klassenbarrieren und zeigt die zum Schweigen gebrachten Stimmen, die oft im Schatten der Geschichte bleiben. Jahre später entwickelt Anna einen Plan, um die Netsuke an die Familie zurückzugeben, was ihre Geschichte ebenso packend macht wie die der Ephrussi.
Die Suche nach Identität durch Objekte
Edmund de Waal verbindet persönliche Erinnerungen mit weiten historischen Erzählungen. Seine Suche nach den Ursprüngen der Netsuke offenbart mehr als nur eine Suche nach der Vergangenheit seiner Familie; es ist eine Identitätssuche. Während er die Geschichten hinter diesen Objekten entdeckt, entwickeln sie sich und werden zu Verkörperungen von Erinnerung und Verlust. Jedes Netsuke repräsentiert ein Fragment einer Geschichte, die verloren gegangen oder während der Schwierigkeiten der Familie Ephrussi absichtlich verschleiert wurde.
Die Reflexionen des Autors sind durch die Erzählung verstreut und erfassen die Herausforderungen, die Geschichte durch verlorene Erinnerungen und Objekte zusammenzufügen. Indem er dies tut, lädt er die Leser ein, ihre eigenen Beziehungen zu Geschichte, Erbe und den materiellen Besitztümern, die uns wichtig sind, zu hinterfragen. Er veranschaulicht, wie Kunst und Geschichte zusammentreffen, nicht nur als Studienobjekte, sondern als intime Verbindungen zu unserer Vergangenheit.
Während er in verschiedene Städte reist, darunter Wien, Paris und sogar Japan, begleiten ihn die Netsuke. Sorgfältig die Details jedes Objekts beobachtend, reflektiert er über dessen Ästhetik und verfolgt gleichzeitig die Wege seiner Familie. Durch künstlerische Beschreibungen taucht er die Leser in Umgebungen ein, die die Narrative sowohl der Netsuke als auch der Ephrussi prägten.
Die Kulmination von Verlust und Hoffnung
Die Geschichte erreicht einen eindrucksvollen Höhepunkt, als die Überreste des einst großen Ephrussi-Imperiums mit der lebendigen Geschichte der Netsuke zusammentreffen. De Waal erfasst die bittersüße Ironie des Verlusts der Familie. Die Netsuke überleben, während so vieles andere nicht überlebt, und fungieren als bleibende Symbole eines gebrochenen Erbes, das immer noch Bedeutung hat.
In den letzten Kapiteln reflektiert de Waal über seine Transformation, während er seine Identität mit der Geschichte versöhnt, die ihn verfolgt. Er kämpft mit dem Gewicht der Erfolge und Misserfolge seiner Familie und wie er deren Geschichten weitergeben kann. Letztendlich vermittelt er eine Botschaft der Resilienz. Selbst angesichts von Verwüstung können die Erzählungen der Vergangenheit zukünftige Generationen leiten. Indem er die Netsuke zurückerobert, erobert er nicht nur ein Stück Kunst zurück, sondern bekräftigt auch das Erbe seiner Familie in einer Erzählung, die den Ruinen der Geschichte trotzt.
„Der Hase mit den Bernsteinen“ ist somit ein reichhaltiger, facettenreicher Bericht über Kunst, Familie und Identität. De Waals elegante Prosa erweckt die Vergangenheit zum Leben und zollt gleichzeitig dem resilienten Geist Tribut, der durch Kunst und Erinnerung überdauert. Die Netsuke werden zu Erzählgefäßen, die das Persönliche und Historische miteinander verweben und uns zum Nachdenken über die Bedeutung dessen anregen, was bleibt, wenn die Geschichte versucht, unsere Identitäten auszulöschen.
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Zitate
- „Mit Sprachen können Sie von einer sozialen Situation in eine andere wechseln. Mit Sprachen sind Sie überall zu Hause.“―Edmund de Waal, Der Hase mit den Bernsteinen: Ein familiäres Jahrhundert von Kunst und Verlust
- „Wie Objekte weitergegeben werden, dreht sich alles um das Geschichtenerzählen. Ich gebe dir dies, weil ich dich liebe. Oder weil es mir gegeben wurde. Weil ich es irgendwo Besonderem gekauft habe. Weil du dich darum kümmern wirst. Weil es dein Leben komplizieren wird. Weil es jemand anderen neidisch machen wird. Es gibt keine einfache Geschichte im Erbe. Was wird erinnert und was wird vergessen?“―Edmund de Waal, Der Hase mit den Bernsteinen: Ein familiäres Jahrhundert von Kunst und Verlust
- „Es gibt etwas über das Verbrennen all dieser Briefe, das mich nachdenklich macht: Warum sollte alles klar gemacht und ans Licht gebracht werden? Warum Dinge aufbewahren, Ihre Intimitäten archivieren? Warum nicht dreißig Jahre geteilter Gespräche in die Asche des Tunbridge Wells spiralen lassen? Nur weil Sie es besitzen, bedeutet es nicht, dass Sie es weitergeben müssen. Dinge zu verlieren kann Ihnen Raum schaffen, in dem Sie leben können.“―Edmund de Waal, Der Hase mit den Bernsteinen: Ein familiäres Jahrhundert von Kunst und Verlust
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Charaktere
- Edmund de Waal: Der Autor und Töpfer, der die Geschichte seiner Familie durch die Linse der Netsuke-Sammlung erzählt.
- Charles Ephrussi: Ein wohlhabender Kunstsammler, der die Netsuke zur Zeit des Japonismus in Paris erwarb.
- Viktor Ephrussi: Charles’ Cousin, der die Netsuke als Hochzeitsgeschenk erhielt und in Wien lebte.
- Baroness Emmy: Viktors Frau, die die hohe Gesellschaft in Wien verkörperte und glitzernde Bälle überwachte.
- Anna: Die loyale Dienerin, die die Netsuke-Sammlung während der Nazi-Razzien versteckte und sie später der Familie zurückgab.
Highlights
- Eine Darstellung des Reichtums: Die Familie Ephrussi wurde in der Banken- und Kunstwelt prominent und hinterließ ihr Erbe.
- Das Herz eines Sammlers: Die Netsuke symbolisieren eine tiefe Verbindung zu familiärem Erbe und Verlust über Generationen.
- Kunst trifft Geschichte: Die Erzählung verknüpft Objekthistorie mit breiteren kulturellen und historischen Verschiebungen in Europa.
- Eine Entdeckungsreise: Edmunds Suche enthüllt schmerzhafte und schöne Wahrheiten über seine Vorfahren.
- Beständiges Erbe: Die Rückkehr der Netsuke repräsentiert Resilienz im Angesicht von Verlust und Verfolgung.
Spoiler
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